Acht Jahre nach dem Bau der höchst umstrittenen Steinbergkellerei ernten die Hessischen Staatsweingüter für ein Bauvorhaben in den Weinbergen abermals heftige Kritik. 

Acht Jahre nach dem Bau der höchst umstrittenen Steinbergkellerei ernten die Hessischen Staatsweingüter für ein Bauvorhaben in den Weinbergen abermals heftige Kritik. Hessens größtes Weingut sieht die Notwendigkeit, die in den Jahren nach 1920 erbaute Domäne Rauenthal um eine große Halle nebst Werkstatt zu erweitern. Das kritisiert vor allem der Verein zur Erhaltung des Eltviller Stadtbildes und der Rheinuferlandschaft. Er hatte erst kürzlich einen Martinsthaler Weinbaubetrieb für dessen Aussiedlung mitten in die Weinlage Eltviller Sonnenberg an den Pranger gestellt und auf diese Weise eine Diskussion über den Schutz der Weinbergslandschaft initiiert. Die Staatsweingüter haben ihr Vorhaben in aller Stille vorbereitet. Der Bauantrag ist inzwischen genehmigt, so dass die Bagger eigentlich rollen könnten. Von Seiten der Unteren Bauaufsicht im Bad Schwalbacher Kreishaus wird bestätigt, dass die Genehmigung des laut Baugesetzbuch privilegierten Vorhabens erteilt sei. Zwar habe die Stadt Eltville einen Einwand erhoben, der aber „nicht haltbar“ gewesen sei.

Im Eltviller Rathaus ist Bürgermeister Patrick Kunkel (CDU) verärgert. Der Magistrat stört sich an Standort und Dimension der Halle und hat deshalb sein Einvernehmen zu dem Bauantrag versagt, auch wenn das keine Wirkung zeigte. Kunkel schließt auch eine Klage nicht aus. Es müsse doch möglich sein, ein solches Vorhaben beispielgebend für den gesamten Rheingau einvernehmlich zu organisieren. Kunkel lässt derzeit eine Wiese im Sülzbachtal am Wiesweg, nicht weit von der Domäne gelegen, als Alternativstandort prüfen. Der Geschäftsführer der Staatsweingüter, Dieter Greiner, ist noch offen für Gespräche mit der Stadt. Ob die Kommune die Staatsweingüter tatsächlich dazu bewegen kann, einen anderen Standort zu wählen, ist damit aber nicht ausgemacht. Bislang sehen die Staatsweingüter lediglich Raum für „alternative Ausführungen“. Die Halle werde in die Weinberge integriert und aufwendig begrünt.

 Sorge um die Kulturlandschaft

Greiner legt zudem Wert auf die Feststellung, dass alle beteiligten Behörden, darunter die Naturschutzbehörde, das Umweltamt und der Denkmalschutz, dem Bauantrag zur Erweiterung der Domäne Rauenthal ihre Zustimmung erteilt hätten. Er verweist darauf, dass die Staatsweingüter für ihre Rebfläche von mehr als 200 Hektar derzeit 35 Schlepper, 35 Anhänger, zwei Vollerntemaschinen und rund 350 andere Gerätschaften im Einsatz haben. Derzeit gebe es an den vorhandenen Betriebshöfen jedoch nur für zwei Drittel der Maschinen und Geräte Abstellflächen. Die Werkstatt reiche nicht mehr aus für die Reparatur großer Geräte, sagt Stefan Seyffardt, der Leiter Weinbau der Staatsweingüter. Tankstelle, Sozialräume, Waschplatz und vorhandene Stellflächen bildeten mit der neuen Maschinenhalle eine sinnvolle Betriebseinheit. Der von den Fachbehörden ermittelte Flächenbedarf für die Halle habe wegen der Mitnutzung der Infrastruktur der Domäne Rauenthal verringert werden können.Nach Angaben von Greiner werden die Staatsweingüter in die Erweiterung rund eine Million Euro investieren. Die üblichen Fördermittel, die andere Weingüter in Anspruch nehmen könnten, gebe es für die Staatsweingüter nicht, weil das Land Eigentümerin sei.