ELTVILLE – Im Eltviller Sonnenberg haben die Bauarbeiten für die Aussiedlung des Martinsthaler Weinguts Hirt-Gebhardt begonnen. Wie Winzer Christian Gebhardt bestätigte, soll der rund 22 Hektar Rebfläche umfassende Betrieb – Wohnhaus und Weingut – von der Lehrstraße in Martinsthal in die Weinberge verlagert werden. Der Gutsausschank soll im Ort bleiben.

 

Das Aussiedlungsvorhaben, das oberhalb des Weinguts Koegler über den Weg zu erreichen ist, der auf halber Strecke zur Muttergottesfigur Regina Pacis links in Richtung Bauplatz abzweigt, ist vom Kreisbauamt und damit auch von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigt worden. Das Weinbauamt Eltville hält in seiner fachlichen Stellungnahme die Aussiedlung aus betriebswirtschaftlicher Sicht für erforderlich. Die Stadt Eltville hat ihr Einvernehmen erteilt und einen Vertrag über die Nutzung und Wiederherstellung des Weges abgeschlossen, so Bürgermeister Patrick Kunkel (CDU).

Privilegiertes Vorhaben

Die privilegierten Vorhaben, die laut Baugesetzbuch (Paragraf 35) im Außenbereich als Ausnahmen zulässig sind, werden sehr genau überprüft, ob sie von der Größe her angemessen seien, erläuterte Bernward Jung, stellvertretender Leiter des Amts für ländlichen Raum in Hadamar, das für die Bewilligung öffentlicher Gelder zuständig ist. In Aussicht gestellt sei eine einzelbetriebliche Förderung von 20 Prozent, wobei die Hälfte die EU übernehme. Wichtig sei, dass der Betrieb finanzierbar bleibe, dass Gewinn und Einkommensmöglichkeiten gesichert seien.

Die Genehmigung, die ein Wohngebäude mit zwei Vollgeschossen umfasse, sei unter anderem mit der Auflage verbunden, große Bäume und Büsche zu pflanzen, sagte Christoph Zehler, Sprecher der Kreisverwaltung. Wenn die Voraussetzungen für ein privilegiertes Vorhaben erfüllt seien, müsse es genehmigt werden.

Dass mitten im Eltviller Hausweinberg ein großes Bauvorhaben genehmigt wird, hat schon Proteste hervorgerufen. Von einem „erheblichen Schaden für die Rheingauer Landschaft“ spricht der Verein Pro Kulturlandschaft Rheingau. Das Projekt werde weitere nach sich ziehen, befürchtet der Verein. Das Erscheinungsbild der intakten Weinbaulandschaft werde massiv beeinträchtigt. Das Instrument des privilegierten Bauens müsse überprüft werden, fordert der Verein.

Es wurden schon Befürchtungen in Eltville laut, dass mit dem Bau der Nordosttangente, für deren Trasse in Verlängerung der Weinhohle bis zum Weingut Jonas eine genehmigte Planung vorliegt, die Voraussetzungen für weitere Aussiedlungen geschaffen werden. Ob die Straße gebaut wird, steht auch nach dem Scheitern der schwarz-grünen Koalition in Eltville nicht fest.

Strittige Nordosttangente

Für die Grünen war es eine Bedingung für die Zusammenarbeit mit der CDU, dass das Projekt auf Eis gelegt wird. Die Stadt habe dafür kein Geld, sagt der Bürgermeister, der ein Verfechter der Straße ist, weil sie Eltville-Ost und Walluf von Verkehr entlaste und zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt beitrage. Keinesfalls, so Kunkel, sollen damit neue Siedlungsflächen erschlossen werden.