“Der Rheingau ist eine Region, die auf relativ kleiner Fläche eine hohe Dichte an Baudenkmälern, historischen Ortsbildern und Relikten in der Landschaft aufweist.” Dies ist der erste Satz im Vorwort der Autorin Dagmar Söder zu der 2-bändigen Denkmaltopographie für den Rheingau, die 2014 veröffentlicht wurde. Im gleichen Jahr erschien von ihr ein Artikel im “Rheingau Forum”, in dem sie diese Aussage dahingehend präzisierte, dass sich im Bereich der Tal- und der Hangzone des Rheingaus fast drei Viertel der Kulturdenkmäler des gesamten Landkreises auf nur etwa einem Fünftel seiner Fläche konzentrieren. Es erschließt sich nicht auf Anhieb, aber dies besagt, dass der Rheingau eine Denkmal-Konzentration aufweist, die 12 x so hoch ist wie im übrigen Gebiet des Landkreises.

Dies ist eine ganz wichtige Feststellung, wenn es um die Beantwortung der Frage geht, ob der Rheingau einzigartig ist oder eben auch nicht. Aber selbst die beachtlichen 1.500 Einzeldenkmäler und 42 Gesamtanlagen, die in der Denkmaltopographie erfasst sind, würden für sich alleine genommen nicht ausreichen, um dem Rheingau das Prädikat “einzigartig” zu verleihen. Dafür braucht es mehr. Und worum es bei diesem “Mehr” geht, das hat Dagmar Söder in ihrem Artikel im “Rheingau Forum” in vortrefflicher Weise dargelegt: “Der Rheingau präsentiert sich als eine reich gegliederte, besonders gut erhaltene, weitgehend ungestörte und in ihrem denkmalgeschützten Erscheinungsbild erlebbare Landschaft. Der Rheingau unterscheidet sich von anderen Landschaften durch die Folge der landschaftsprägenden historischen Bauten. Dadurch erhält der Rheingau einen einmaligen Charakter.”

Die Jahrhunderte alten Denkmäler im Rheingau setzen den Maßstab. Das ist der Grund, warum man beispielsweise die Hochhäuser in Geisenheim als hässlich und fehl am Platze wahrnimmt. Doch wie viel brutaler ist erst der Maßstab von Windrädern! Sie wären Fremdkörper in dieser Landschaft und würden die historischen Denkmäler gleichsam erdrücken, verdrängen und übertönen, da sie die gebotene Achtung gegenüber den Werten außer Acht lassen, die die Denkmäler verkörpern. Aufgrund der Höhe der Windräder und der ständigen Bewegung der Rotoren würden die Denkmäler ihre heutige Funktion als dominierende Landmarken verlieren. Stattdessen würden die Windräder selbst zur städtebaulichen Dominante, die in einen schroffen Gegensatz zur fein auf mehreren Ebenen gegliederten, gewachsenen und symbolträchtigen Bebauung treten würde. Dann wäre der Rheingau nicht mehr einzigartig.

Der komplette Beitrag : Kulturlandschaft Rheingau und die Windenergie von Dagmar Söder