Die Straftaten in Eltville sind innerhalb eines Jahres um dramatische 13 Prozent angestiegen! Dies ist das Ergebnis der Kriminalstatistik für das Jahr 2012. Die Zunahme verteilt sich auf alle Deliktsbereiche, wie beispielsweise Rauschgift-, Gewalt- und Straßenkriminalität. Der schwere Diebstahl hat sich von 90 auf 172 Fälle fast verdoppelt. Insgesamt haben die Kriminalitätsfälle bei der Polizeistation Eltville um 138 Fälle zugenommen.
Die negative Entwicklung in Eltville verwundert umso mehr, wenn man in Betracht zieht, dass sowohl der Kreis als auch das Land bei den Straftaten einen deutlichen Rückgang von über 6 Prozent verzeichnen.  Der gleiche Trend zeichnet sich auch für Eltvilles Nachbarkommunen ab. „Eine Erklärung für dieses Phänomen hat man bei der Polizei nicht.“ Wenn eine rückläufige Kriminalitätsentwicklung die Bestätigung einer guten Sicherheitspolitik ist, dann bedeutet das doch im Umkehrschluss, dass eine Zunahme der Straftaten – wie in Eltville – nahelegt, dass in Eltville schlechte Politik gemacht wird.
Unser Verein hat in den vergangen Jahren mehrmals darauf hingewiesen, dass wir das Risiko sehen, dass der Bereich Kiliansring – Alter Sportplatz versifft, wenn dort die falschen städtebaulichen Projekte umgesetzt werden. Im Hinblick auf die anstehende Ausschreibung für die Bebauung des Rheingauhallen-Geländes stellten wir im Januar des letzten Jahres in einer Pressemitteilung fest: „Das Kilian-Center ist ein Vorzeigebeispiel wie präventive Architektur nicht aussehen soll. Es war vorhersehbar, dass die minderwertige Industriearchitektur des Einkaufszentrums einer Verwahrlosung  des Umfeldes Vorschub leistet. Es gibt immer mehr Menschen – insbesondere ältere – die die Ecke Kiliansring/Rosspfad in den Abend¬stunden meiden, weil sie Angst haben.“
Hinter den registrierten Straftaten verbirgt sich zumeist großes persönliches Leid – nicht zuletzt hinter den Fällen des schweren Diebstahls. Da erstaunt es schon, dass die Politiker in Eltville in der beängstigenden  Zunahme der Straftaten keinen Anlass für eine sicherheitspolitische Debatte sehen. Oder scheuen sie eine öffentliche Diskussion dieses Themas, weil sie ahnen, dass sie die negative Kriminatitätsentwicklung durch falsche städtebauliche Entscheidungen gefördert  haben und sie somit eine Mitschuld an der Zunahme der Straftaten tragen ?
Vom Kiliansring über das REWE-Parkhaus zum Stadtpark konnte sich in den letzten Jahren ein Milieu entwickeln, das der Entstehung von Kriminalität förderlich ist und darüber hinaus kriminelle Elemente wie ein Magnet anzieht. So erfreut sich der Eltviller Stadtpark in Sachen Drogen-Dealing eines wahren Aufschwungs. Im REWE kann man sich bis 22 Uhr mit Hochprozentigem vorsorgen, wovon auch reichlich Gebrauch gemacht wird. Und am Kiliansring, wo ein Vierteljahrhundert ein gehobenes  italienisches Restaurant residierte, ist jetzt eine Discothek eingezogen, die am Wochen-ende bis 3:30 Uhr geöffnet hat. Eine weitere Nutzung der Räumlichkeiten als Restaurant verhinderte der Magistrat, indem er einer Außenbewirtschaftung seine Zustimmung aus Lärmschutzgründen (!) versagte.
Nur durch die Schaffung von kriminalitätsfördernden Raumstrukturen und Einrichtungen konnte sich diese negative Entwicklung vollziehen. Und dass dies möglich war, daran haben die Politiker der Stadt Eltville ganz maßgeblich mitgewirkt. Im Rahmen der Bebauung des Rheingauhallen-Geländes wird ihnen nun die Gelegenheit geboten, einem weiteren Abdriften des besagten innerstädtischen Areals durch eine hoch-wertige Wohnbebauung Einhalt zu gebieten.
Ein weiterer Supermarkt mit Tiefgarage, wie er von den Eltviller Gewerbetreibenden gefordert wird, würde genau das Gegenteil bewirken. Er würde den bestehenden Problembereich über das Rheingauhallengelände hinaus bis zur Aral-Tankstelle erweitern, mit absehbaren Folgen im Hinblick auf eine weitere Zunahme der Kriminalität.
Der Anstieg der Straftaten in Eltville sollte unseres Erachtens auch den Präventionsrat des Oberen Rheingaus beunruhigen. Schließlich verzeichnet die Kriminalstatistik für Eltville einen Anstieg bei der Rauschgift- und Straßenkriminalität, insbesondere auch bei Jugendlichen. Uns fällt jedoch auf, dass es von Seiten des Präventionsrates zu der alarmierenden Entwicklung rund um das REWE-Parkhaus in Eltville keinerlei konstruktive Vorschläge gibt, wie die seit Jahren andauernde negative Entwicklung in diesem Bereich gestoppt und eine Verbesserung erreicht werden kann. Dieses Schweigen ist insofern bemerkenswert als in den letzten Jahren mehrfach städtebauliche Maß-nahmen zur Entscheidung anstanden, die ein „Abgleiten junger Leute in sozial schädliches oder gar kriminelles Verhalten“ (Zitat aus der Homepage des Präventionsrates) beeinflussen können.
„Prävention bedeutet Vorbeugung und Verhütung von Straftaten“ ist auf der Homepage des Präventionsrates zu lesen. Etwas deutlicher formuliert es Wikipedia: „Als Prävention bezeichnet man vorbeugende Maßnahmen, um eine unerwünschte Entwicklung zu vermeiden.“ So wird die Eltviller Stadtverordnetenversammlung in den nächsten Tagen darüber entscheiden, ob auf dem Rheingauhallengelände ein weiterer Supermarkt gebaut wird, mit all den vorhersehbaren Nachteilen im Hinblick auf die Entwicklung der Kriminalität und die Gefährdung Jugendlicher. Ob das Schweigen des Präventionsrates wohl damit zusammenhängt, dass Bürgermeister Kunkel Mitglied des Präventionsrates ist ? Bürgermeister Kunkel ist seit Monaten ein glühender Befürworter eines Supermarktes auf dem Rheingauhallengelände, obwohl es in Eltville genügend Möglichkeiten gibt, einen solchen Supermarkt auf einem „unproblematischen“ Gelände zu bauen.