„Unternehmertum und Sektkultur in Eltville am Rhein“ war der Titel der ersten Themenführung in diesem Jahr. Vor dem ehemaligen Gasthaus „Zur güldenen Rose“ legte die Gruppe einen Halt ein. Die Gästeführerin versäumte es leider, die Teilnehmer darüber zu informieren, dass die Rosenstadt Eltville im Rosenbeet vor dem denkmalgeschützten Haus Rose aus dem Jahr 1739 eine Bedürfnisanstalt errichtet wird. Wenn diese Toilettenanlage am 17. August dieses Jahres ihrer Bestimmung übergeben würde, dann wäre das auf den Tag genau 200 Jahre nachdem der Dichterfürst Goethe auf seinem Weg zu den Bentanos in dieser ehemaligen Nobelherberge übernachtete, nachdem er zuvor in dem bis heute erhaltenen festlichen Speisesaal diniert hatte.
Die Pläne für die Bedürfnisanstalt sind fertiggestellt und die erforderlichen Genehmigungen liegen vor. Auch das Landesamt für Denkmalpflege hat bereits seine Zustimmung erteilt, ungeachtet der Tatsache, dass keine zehn Meter – wir wiederholen: keine zehn Meter – von dem geplanten Standort entfernt bereits eine öffentlich zugängige Toilettenanlage in der denkmalgeschützten ehemaligen Schalterhalle vorhanden ist. Darüber hinaus gibt es in der näheren Umgebung zwei weitere öffentliche Toilettenanlagen.
Die Stadt Eltville wird seine Bürger erst dann informieren, wenn die Baumaßnahme nicht mehr verhindert werden kann, das heißt, wenn die Verträge unterzeichnet sind und die Bauarbeiten begonnen haben. Zu gegenwärtig sind in der Verwaltung noch die Erinnerungen an die Bürger-Proteste gegen die Vernichtung eines Rosenbeets am Rheinufer. Es sollte geopfert werden, um die Bestuhlungsfläche für den Außenbereich des „Anleger 511“ zu vergrößern. Die Stadtverwaltung musste sich dem öffentlichen Druck beugen und seine Planungen zurücknehmen. Durch strikte Geheimhaltung in Sachen Bedürfnisanstalt versucht die Stadtverwaltung nun zu verhindern, dass sich eine ähnliche Peinlichkeit wiederholt.
Ganz offensichtlich will die Stadt Eltville hier die gleiche Vorgehensweise noch einmal anwenden, die bei der Installation der neuen Sitzgelegenheiten neben dem Weinprobierstand so problemlos funktioniert hat. Da war es ihr doch tatsächlich gelungen nicht nur die Öffentlichkeit außen vor zu lassen, sondern auch das Ingenieurbüro aus Eltville, das für die Stadt unentgeltlich ein Gesamtkonzept für das Rheinufer entworfen hatte. Das Design übernahmen stattdessen zwei Betreiber des Weinprobierstandes, mit dem vorhersehbaren schlechten Ergebnis: Klobige, viel zu eng gestellte Sitzgarnituren auf überdimensionierten Vierkantrohren. Und obendrein hat man auch noch darauf verzichtet die Stahlteile mit einer anthrazitfarbigen Beschichtung zu versehen.
Diese neuen Sitzgelegenheiten verkörpern das Gegenteil dessen, was man sich unter einem „mediterranen Ambiente“ vorstellt. Die Tatsache, dass das Landesamt für Denkmalpflege diesen viel zu eng aufgestellten Bänken mit dem derben Design und den verzinkten überdimensionierten Vierkantrohren seine Absolution erteilte, zeugt von einer befremdlichen Einstellung gegenüber dem denkmalgeschützten Ensemble der Eltviller Uferpromenade. Die Denkmalbehörde hätte die Gelegenheit gehabt, im Gegenzug für ihre Genehmigung, die Beseitigung der Parkplätze neben der „kleinen Germania“ zu verlangen. Sie hätte damit zeigen können, dass am Platz von Montrichard nicht jede Veränderung gleichbedeutend sein muss mit einer Verschlechterung.
Wir legen daher den Verantwortlichen einen Besuch des „WeinTreff“ im Eltviller Stadtteil Erbach nahe. Hier wurde ein hochwertiges Gesamtkonzept von Fachleuten vorbildlich verwirklicht, vom Weinstand durch die Unterführung hindurch zum Leinpfad, mit einheitlichen Formen, Farben und Materialien. Einen unbeholfenen Materialmix mit verzinkten Vierkantrohren und einen Kühlwagen als zentrales Gestaltungselement wie in Eltville sucht man da vergebens. Und auch im Hinblick auf die Toilettenanlage können sich die Eltviller Winzer dort anschauen, wo eine solche Anlage hingehört, nämlich unmittelbar neben den Weinstand – wenn man denn wirklich der Meinung ist, dass die vorhandenen drei Toilettenanlagen nicht ausreichen.