Sehr geehrte Frau Lindscheidt,
sehr geehrte Damen und Herren,

im Rheingau-Taunus-Kreis wird über den zweiten Regionalplan Südhessen diskutiert, in dem Vorrangflächen und neue Gebiete für Windräder auch im Rheingau vorgesehen sind.
Als Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, unser Stadtbild und unsere Kulturlandschaft zu erhalten, möchten wir folgendes mitteilen: wir erheben

Einspruch

gegen den nun vorgelegten Teilplan Erneuerbare Energien, soweit er Windrädervorrangflächen im Rheingau vorsieht.

Begründung:Wir unterstützen vorbehaltlos den Verein Pro Kulturlandschaft Rheingau e.V. bei der Verurteilung des Anliegens doch noch die Windräder im Rheingau und auf den Taunushöhen zuzulassen, nachdem bereits durch Bürgerbefragungen und Bürgerentscheide deutlich geworden ist, dass Windräder im Rheingau keine Zustimmung finden.

Durch vielfältige Veranstaltungen zu diesem Thema, auch vom Land Hessen selbst, ist deutlich geworden, dass das Rheingaugebirge mit seinen Wäldern nicht nur optisch durch Windräder verschandelt würde.
Es gibt hierzu weiter vielfältige Argumente, die gegen Windräder im Rheingau sprechen:
– Brände von Windrädern, die immer wieder vorkommen können, können von den Feuerwehren nicht wirkungsvoll bekämpft werden, so dass bei ungünstiger Wetterlage (Trockenheit und Wind) leicht ein Waldbrand wie in Kalifornien oder in der Provence entstehen kann. Die nahegelegene Landeshauptstadt Wiesbaden (einschließlich Regierung und Parlamentarier) würde bei Westwind unzumutbar in Mitleidenschaft gezogen werden.
– Zugvögel und heimische Vogelarten werden beim Überflug „geschreddert“.
– Durch Abholzung großer Flächen und das Freihalten von Freiflächen wird der „Bannwald“ durchlöchert und die Gefahr von Windbruch wird deutlich erhöht.
– Mit dem Verlust dieser Flächen werden kalte Nordfröste über die Weinberge ziehen. Das besondere Klima des Rheingaus wird bedroht.
– Den Schaden haben nicht nur Bauern und Winzer, sondern auch alle Bewohner und Gäste des Rheingaus, durch eine „Verwüstung“ unserer Kulturlandschaft.
– Hinzu kommt noch, dass weitere Wege und Schneisen in den Wald geschlagen werden müssen; bestehende Wege müssten deutlich verbreitert werden. Eine weitere Versiegelung des Wasserspeichers Wald würde stattfinden.
– Mit der Ruhe im Rheingauer Wald wird es für Mensch und Tier endgültig vorbei sein, wenn schlagende Windräder die Luft „durchpeitschen“.

Können wir das wirklich alles sehenden Auges wollen ?
Ferner:
– Wenn die Windräder eines Tages zurück gebaut werden müssen, werden einige Kommunen noch ihr „blaues Wunder“ erleben. Ganz leicht können dann die Betreiber sich der betriebswirtschaftlichen Abbruchkosten durch Insolvenz entziehen.
Der Steuerzahler wird dann wiederum zur Kasse gebeten.

Dies alles wurde gerade für den Rheingauer Wald auf verschiedenen Symposien von Fachleuten vorgetragen und näher begründet.
Dabei konnte man feststellen, dass sich die Anhänger der Windkraft gerne die Ohren zugehalten haben.

Gerne werden von diesen immer wieder insbesondere zwei Argumente vorgetragen, die aber leicht zu widerlegen sind:

– Die Mär von den finanziellen Möglichkeiten für die Kommunen Geld zu verdienen.
Hierzu wurden die immateriellen und materiellen Schäden für die Bevölkerung bereits oben erwähnt.
– Die Mär von der „Rettung der Welt“ oder dass der Rheingau auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten müsse.
Dabei wird leicht übersehen, dass der Rheingau bereits einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leistet, als viele andere Regionen und auch darunter leidet.

Zur Erinnerung:

– Der gesamte Güterzugverkehr von Italien und der Schweiz und weiterer Anlieger läuft seit Eröffnung des St. Gotthard Basistunnels durch den Rheingau.
– Der gesamte Binnenschiffsverkehr, selbst aus den Donauländern, läuft über den Rhein am Rheingau entlang.
– Bei ungünstiger Windrichtung wird auch der Flugverkehr nach Rhein-Main teilweise über den Rheingau geführt.
Das alles ist mit Lärm und Dreck verbunden, der den Rheingauern sowie ihren Besuchern und Gästen zugemutet wird.
– Und schließlich sei in Erinnerung gebracht, dass der Rheingau Naherholungsgebiet für das gesamte Rhein-Main-Gebiet ist. Das führt bereits jetzt schon dazu, dass Straßen und Wege besonders an den Wochenenden verstopft sind und die Einheimischen das Rheinufer in dieser Zeit eher wegen „Überfüllung“ meiden.
– Wenn dann noch die Möglichkeit einer Rheinbrücke bei Rüdesheim geprüft werden soll, damit der linksrheinische Lkw-Verkehr (neben den bereits heute schon vielen Güterzügen) auch noch durch den Rheingau geführt werden kann, dann ist dem letzten Rheingauer klar, was das für den Rheingau und den Tourismus bedeutet.

Es wäre zu wünschen, dass sich die Verantwortlichen einmal mit einen „Masterplan“, unter Beteiligung mit allen interessierten Rheingauern, befassen, in dem die zukünftige Entwicklung, aber auch die Grenzen des Wachstums aufgezeigt werden.
Für einen solchen Entwurf, der auch Landschaftsschutzgebiete (i.w.Sinne) enthalten müsste, ist es nie zu spät.

Nach unserer Beobachtung haben die Rheingauer Bürger jedenfalls „die Schnauze voll“ wenn es offensichtlich nur noch um weitere scheinbar profitable Projekte gehen soll und die Entwicklung der Region mehr oder weniger dem Zufall überlassen zu werden scheint.

Dafür ist unsere Heimat zu kostbar!

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Hammer, Rechtsanwalt, Rieslingstraße 4, 65343 Eltville
Stellvertretender Vorsitzender
des Vereins zur Erhaltung des Eltviller Stadtbildes und der Eltviller Rheinuferlandschaft e.V.